Gibt es mikroplastikfreie Einwegartikel?

Die Frage ist berechtigt, weil achtlos weggeworfene Einwegartikel oft in der Umwelt landen und dann zu problematischem Mikroplastik zerfallen. Um dem entgegenzuwirken verbietet jetzt eine europaweite Verordnung den Einsatz von Einwegkunststoffprodukten wie Besteck, Wattestäbchen, Strohhalme und To-go-Becher. Zudem ist für die Zukunft zur Reduzierung von Kunststoffabfällen und zur Förderung der Kreislaufwirtschaft eine „Plastiksteuer“ auf nicht recycelte Kunststoffprodukte geplant.

Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen! Einwegartikel aus Reststoffen der regionalen Land- und Forstwirtschaft sind eine umweltfreundliche Lösung.

Vorteile der mikroplastikfreien Einwegartikel:

  • Sie haben einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck als fossile Rohstoffe
  • Sie konkurrieren nicht mit menschlichen Nahrungsmitteln
  • Sie sind im Duroplast Spritzgießverfahren rationell in großen Mengen herzustellen
  • Sie sind nicht von der „Plastiksteuer“ betroffen

Sie sind, nach Eintrag in die Umwelt, abhängig von Feuchtigkeit, Wärme und UV-Strahlung, innerhalb von Tagen, spätestens Wochen, vollständig zersetzt. Daher können die Einwegartikel bedenkenlos in der Biotonne entsorgt werden.

Die Einwegartikel entwickeln die Verbundpartner im Rahmen des ZIM- (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) Verbundprojekts „NatPolDisposibles“. Es besteht aus den Projektpartnern CKT-Ökoplast GmbH, Otto Injection Molding GmbH & Co. KG und KUZ. Die Kooperationspartner decken jeweils einzelne Bereiche der Wertschöpfungskette ab. Das KUZ übernimmt den Part der Materialentwicklung. CKT-Ökoplast GmbH entwickelt die anschließenden Verarbeitungsprozesse und ermittelt die optimalen Spritzgießparameter für eine energiearme Formteilherstellung im Duroplast Spritzguss. Otto Injection Molding GmbH & Co. KG steuert das werkzeugtechnische Knowhow bei und übernimmt die Entwicklung, Konstruktion und Fertigung eines neuartigen, elektrisch beheizten Spritzgießwerkzeuges für die energieeffiziente Verarbeitung der empfindlichen Naturstoffe.

Das KUZ compoundiert ein verarbeitungsfertiges Granulat, das ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen, Füllstoffen und Additiven aus natürlichen Rohstoffen besteht. Dafür ist eine umfangreiche Rezepturentwicklung nötig, um spritzgießfähige und maßgeschneiderte Rezepturen bereit zu stellen, die sowohl die vorgegebenen produktspezifischen Gebrauchseigenschaften erfüllen als auch zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten werden können. Ausgehend von einer wässrigen Basisrezeptur mit gummielastischem Verhalten werden die angezielten Eigenschaften durch Mineral- und Naturfaserverstärkung sowie biobasierte Additive erreicht. Insbesondere bewirken Naturfasern aus Hanf eine deutliche Erhöhung der Steifigkeit.

Werden alle Rezepturkomponenten miteinander vermischt, bildet sich eine teigartige, klebrige Konsistenz, deren Verarbeitung zu einem rieselfähigen Granulat eine besondere Herausforderung darstellt. Wurde der Teig anfangs per Hand in den Compounder gegeben, verkürzt sich nun die Prozesskette durch Einsatz einer Schlauchpumpe für die kontinuierliche Dosierung der flüssigen Rezepturkomponenten und der Seitendosierung für die leichten, sehr voluminösen faserigen Rezepturkomponenten. Die Mineral- und Naturfaserverstärkung führt zu gut förderbaren, nicht klebenden Granulaten, die sich im anschließenden Spritzgießprozess störungsfrei einziehen lassen.

Es handelt sich bei dem Granulat, genau genommen, nicht um einen neuen Kunststoff, sondern um ein „Naturstoff Mix“, vergleichbar in etwa mit Verpackungen aus Naturfasern wie Bambus. Daher unterliegt es auch nicht der „Plastiksteuer“. Die Entsorgung in der Biotonne ist dafür der geeignete Weg. Wird es dennoch im gelben Sack entsorgt, kann es, weil es kein Kunststoff ist, nicht recycelt werden, sondern es wird mit dem übrigen Verunreinigungen, wie etwa Reste von Lebensmitteln, aus dem Stoffstrom ausgeschieden.

Die Entwicklung ist für den gesamten Markt von Relevanz, der Einwegkunststoffartikel in Umlauf bringt, wie beispielsweise die Verpackungsbranche oder sämtliche Catering Firmen. Ein Schritt in die richtige Richtung für eine sauberere Umwelt mit weniger Mikroplastik!

Unser Dank gilt dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für die Förderung im Rahmen des Programms "Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)": Entwicklung natürlicher Polymere für den Einsatz von Einwegartikeln (NatPolDisposables), KK5176302EB1

Weiterführende Links

Compoundierung

Spritzgießen

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